68
Iii. Die Zeit des Deutschen Reiches.
129.
und ordnete die Verwaltung. Die Knigin Viktoria nahm den Titel Kaiserin von Indien" an. Der krzeste Weg nach Indien ging seit 1869 durch den von dem Franzosen Lesseps erbauten Suezkaual. Also muten das stliche Mittelmeer und das nordstliche Afrika fr England erhhte Bedeutung gewinnen. Nach dem Russisch-Trkischen Kriege von 1877 1878 lie es sich deshalb von der Trkei, fr die es so krftig eingetreten war, Cypern abtreten, so da es nun drei Sttzpunkte fr seine Mittelmeerflotte hatte. Zugleich wurde der Hafen von Aden git einem starken Kriegshafen ausgebaut. 1882 besetzte es gypten, und der Chediv (Vizeknig) des Landes stand jetzt nur noch dem Namen nach unter trkischer, in Wirklichkeit unter englischer Herrschaft. Von dort aus eroberte England den gyptischen Sudan. Dann kam Britisch-Ostasrika hinzu, dessen Grenzen durch ein Abkommen mit Deutschland zur Zeit Caprivis festgesetzt wurden.
In Sdafrika standen der Ausdehnung des englischen Be-sitzes die Republiken der Buren im Wege. Die ersten Buren (oder Boers, d. h. Bauern), von hollndischer Herkunft, waren um die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts aus Java nach der Sdspitze Afrikas ge-wandert. Nach der Aufhebung des Edikts von Nantes kamen einige flchtige Hugenotten hinzu. Abgeschlossen vom Weltverkehr, bewahrten die Buren treu ihre heimische Eigenart und Sprache. Seit Beginn des neunzehnten Jahrhunderts wurden sie von den Englndern nach Norden gedrngt, veranstalteten groe Trecks" (Wanderzge) und grndeten die Sdafrikanische (Transvaal-) Republik und den Oranje-Freistaat. Hier lebten sie grtenteils als Farmer und bildeten sich in Kmpfen gegen Eingeborne und Englnder zu den besten Schtzen und Reitern der Welt aus. Als der groe Goldreichtum der Sdafrikanischen Republik bekannt geworden war, strmten Auslnder, meist Englnder, so massenhaft ins Land, da sie bald zahlreicher waren als die Buren, und diese, um Herren im Laude zu bleiben, sich gentigt sahen, den Fremden volle politische Gleichberechtigung zu verweigern. Das war der Anla des Krieges 1899. zwischen der Weltmacht und den beiden kleinen Republiken, der 1899 ausbrach. Die Buren, denen es an einheitlichem Plan, strammer Kriegs-zucht und gengendem Kriegsmaterial fehlte, konnten sich trotz Helden-mtigen Widerstandes gegen die berlegene englische Kriegfhrung nicht behaupten. Vergebens bemhte sich der ehrwrdige Ohm Krger", 1902. Prsident der Sdafrikanischen Republik, in Europa um Hilfe. 1902 wurden die beiden Republiken dem englischen Besitz einverleibt.
Jetzt erstreckt sich Englands Macht der den fnften Teil der festen Erdoberflche, und seine Kriegsflotte kann es mit den zwei oder drei nchstgrten aufnehmen. Gegen das in Asien mchtig vordringende Rußland, das seinem indischen Besitze gefhrlich werden zu knnen schien, fand es einen Bundesgenossen an Japan.
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Extrahierte Ortsnamen: Viktoria Indien Indien Afrika England Cypern England Deutschland Sdafrika Afrikas Nantes Sdafrikanischen_Republik Sdafrikanischen_Republik Europa Englands Asien Japan
129.
Auerdeutsche Ereignisse zur Zeit Wilhelms H.
69
2. Der Russisch-Japanische Krieg, 19041905. Die Japaner, das tchtigste Volk der mongolischen Raffe, blieben bis in die zweite Hlfte des neunzehnten Jahrhunderts unberhrt von fremden Einflssen. Der Mikado (Kaiser) in seinem Palast in Kioto war dem Volke unsichtbar,
stand nicht in Verbindung mit den Daimio (Statthaltern der Provinzen) und wurde beherrscht von dem Oberfeldherrn, der die Regierungsgewalt hatte. Alle Versuche europischer Völker, mit ihnen Handelsverbindungen anzuknpfen, wiesen die Japaner ab. Da erschienen 1853 acht Kriegs-schisse der Vereinigten Staaten von Amerika, und der Befehlshaber ber-brachte einen Brief seines Prsidenten, worin dieser um einen Freund-schasts- und Handelsvertrag bat. Der japanische Oberfeldherr gab nach, und bald folgten hnliche Vertrge mit europischen Mchten. Damit hrte auch das Verbot fr die Japaner, ihr Vaterland zu verlassen, auf. Die Folge war, da die Regierung des Oberfeldherrn, dem die nationale Partei aus der Verbindung mit den Fremden einen schweren Vorwurf machte, 1868 gestrzt wurde und der Mikado seine ursprngliche Gewalt zurckerhielt. Nun begann eine tiefgreifende und schnelle Umwandlung aller Staats- und Kulturverhltnisse. Der Mikado verlegte seine Residenz nach Tokio und gab eine Verfassung nach europischem Muster mit Ministerien und Volksvertretung. Die Japaner befreundeten sich mit den handgreiflichen Vorzgen der abendlndischen Kultur, schickten ihre Shne auf europische Hochschulen, riefen Europer als Lehrmeister ins Land und bewiesen in der Nachahmung des Fremden ein erstaunliches Geschick.
Als Rußland, das bis an den Stillen Ozean vorgedrungen war und seine dortigen Hfen, Wladiwostok und Port Arthur, durch die Sibirische Bahn mit Europa verbunden hatte, seine Hand auch nach Korea ausstreckte, sah sich Japan in seinen Interessen bedroht und be-gann den Krieg. Bald muten die Russen Korea rumen. Dann wurde 1904. die sdliche Mandschurei der Kriegsschauplatz. In allen greren Schlachten wichen die Russen zurck, ohne da es den Japanern gelang, ihnen den Rckzug abzuschneiden, zuletzt bei Mukden, wo mehr als eine halbe Million Menschen kmpften. Die Festung Port Arthur hatte sich schon nach erbitterten Kmpfen ergeben. Bald nach der Schlacht bei Mukden wurde die groe, aber minderwertige russische Flotte von den Japanern in der Koreastrae vernichtet. Dann kam durch die Vermittlung des Prsidenten der Union der Friede zu Portsmouth (in Nordamerika) 1905. zustande: Japan erhielt den sdlichen Teil von Sachalin, Port Arthur und die Oberherrschaft der Korea. Die Mandschurei wurde an China zurckgegeben.
3. Die russische Revolution, 19051906. Die Niederlagen und die durch den Krieg hervorgerufene Geldnot vermehrten die Unzufriedenheit des russischen Volkes mit den bestehenden Zustnden ( 127,1). Unzufrieden waren auch die angegliederten Vlkerschaften, besonders die Finnen,
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms Arthur Arthur Arthur
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Extrahierte Personennamen: Maas Maas
Extrahierte Ortsnamen: Europa Belgiens Flachlandc Antwerpen Petroleum Belgiens Europas Belgiens Hügellandc Oberstadt La_Belle-Allianee Frankreich Deutsch- Namur Frankreichs Niederlande Holland Heide Deutschland Belgien Frankreich Nordsee_Südersee Rheins Dollart
22
Europa,
Franken die alleinigen Herren des Landes wurden, bewahrte die Bevölkerung
die gallische Eigenart. Ihr Abbild sind im wesentlichen ihre Nachkommen, die
heutigen Franzosen. Diese sind geistig wohlbegabt, redegewandt, im politischen
Leben sehr leidenschaftlich, in allen Schichten der Gesellschaft von lebhaftem Na-
tionalgefühl erfüllt, immer bereit, für ihre Größe, ihren Ruhm jedes Opfer zu
bringen; im ersten Angriffe tapfer und furchtbar, entbehren sie der nötigen
Zähigkeit und besonnenen Ruhe. Sie vermögen nicht leicht, fremden Völkern —
vor allen uns Deutschen — Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.
Losgelöst aus dem Reiche Karls des Großen (843), geriet das westfrän-
kifche Reich in Verfall und blieb im Mittelalter vielfältig zerrissen; nachdeni aber
das Königtum allmählich erstarkt war, richteten sich in der neuern Zeit die ge-
einigten Kräfte des Landes siegreich nach außen. Auf Kosteu Spaniens, Deutsch-
lands und Italiens wurden bis in die Neuzeit die Grenzen erweitert. Groß
war der Einfluß, den Frankreich seit Ludwig Xiv. aus das übrige Europa im
Staatsleben, durch wissenschaftliche Forschungen und durch Verbreitung neuer
Anschauungen, Einrichtungen und Moden ausübte. Erst seit dem verlustreichen
Kriege von 1870/71 hat dieser maßgebende Einfluß Frankreichs nachgelassen.
Die Hauptmasse der Bevölkerung (gegen 35 Mill.) gehört dem
Stamme der Franzosen an. Kelten leben noch in der Bretagne,*) Basken
in den West-Pyrenäen. Deutsche am zahlreichsten in Lothringen und in
Paris. Flamänder gegen die belgische Grenze hin, Italiener auf
Corsica und in Nizza. —98% der Bevölkerung sind katholisch, 1,6%
evangelisch.
(>. Regierungsform, Einteilung und Städte. Die Regierungsform
ist seit 1870 republikanisch. Das Land ist amtlich nach Fluß- und Ge-
birgsgrenzen in 86 Departements eingeteilt, die aber keine Verwaltuugs-
gebiete sind; dazu kommt das Territorium von Belfort. Nach den 6 natür-
lichen Bodenteilen ordnen sich die Städte wie folgt.
A. Becken der Seine.
Die Hst. des Reiches, Paris, liegt an der Seine, da, wo sie durch deu
Zufluß der' Marne auch für die größten Flußschiffe befahrbar wird. Mit 2,->
Mill. E. ist sie die bevölkertste Stadt des europäischen Festlandes, der erste In-
dnstrieplatz des Landes und im Gebiete der Mode wesentlich tonangebend für
die übrige Welt. Zugleich ist sie die erste Handelsstadt Frankreichs, sowie einer
der ersten Geldmärkte des Festlandes von Europa. Der Ausspruch: „Paris ist
Frankreich" ist noch heute gültig. Die Weltstadt mit ihren Reichtümern schützen
sehr zahlreiche, der älteren Umwallnng weit vorgeschobene Werke, eine Fläche,
fast halb so groß wie Mecklenbnrg-Strelitz, mit volkreichen Städten (u. a. Ver-
sailles) und zahlreichen Ortschaften umschließend: die größte Lagerfestung der
Erde. In Versailles, 15 km w.s.w. von Paris, das Schloß Ludwigs Xiv.
mit Park und Wasserkünsten. Hier wurde am 18. Januar 1871 König Wil-
Helm I. zum deutschen Kaiser ausgerufen.
Der Norm and ie gehört die untere Seine an. An ihr Ronen (115000 E.),
für Seeschiffe noch erreichbar, Hauptplatz für Baumwollgarn, und L e Ha vre
jde Gräee, 115000 E.), an der Mündung, wichtigster Handelshafen Frank-
*) D. i. Britaiinia, so genannt mit dem Zusätze minor, als die Briten Großbri-
tanniens im 5. Jahrh. n. Ch. vor den Angelsachsen hierher flüchteten.
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Extrahierte Personennamen: Karls Ludwig_Xiv Ludwig Ludwigs Britaiinia
Extrahierte Ortsnamen: Europa Spaniens Italiens Frankreich Europa Frankreichs Bretagne West-Pyrenäen Lothringen Paris Corsica Nizza Belfort Paris Frankreichs Europa Frankreich Mecklenbnrg-Strelitz Versailles Paris Schloß_Ludwigs_Xiv Frank-
82
Wege zu rumen. Um den Sohn zu retten, zog die Mutter mit dem Knaben nach einem Dorfe in der Nhe Moskaus, wo er zu einem krftigen, hochstrebenden Jngling heranwuchs. Durch den Umgang mit wohlgebildeten Auslndern wurde seine Lern- und Wibegierde befriedigt und der junge Zar im stillen Tr seine sptere hohe Stellung vorbereitet. Er lernte die deutsche und holln-dische Sprache kennen, hrte von den Sitten und Einrichtungen der gebildeten Völker des westlichen Europas, und es erwachte in dem jungen Herrscher der lebhafte Wunsch, auch seine Untertanen dereinst auf eine gleiche Stufe der Gesittung und Bildung zu erheben. Unter Leitung des Schweizers Lefort, der bedeutende militrische Kenntnisse besa, bildete er sich eine Leibgarde' Poieschni, d. i. Kameraden, die ganz nach europischer Weise ein-gerichtet und eingebt wurde. Lefort war der Hauptmann dieser Truppe, Peter selber trat als Gemeiner ein und brachte es bis zum Range eines Leutnants! Diese anfangs kleine Schar, die nach und nach zwei Regimenter ausmachte, wurde die Pflanzschule der russischen Garde, die die Macht der Strelitzen brechen' die herrschschtige Sophia strzen und den Grund zu Rulands Kriegsruhm legen sollte.
Als Sophia durch die Strelitzen einen neuen Angriff ans das Leben des jungen Zaren machen lie, schlug er den Angriff mit Hilfe seiner Kameraden" und Freunde nieder, sperrte seine Schwester in ein Kloster und bernahm als siebzehnjhriger Jngling die Alleinherrschaft.
2. seine Regierung. Das Hauptstreben Peters war daraus gerichtet, Rußland zu einer europischen Gromacht zu erheben. Zu diesem Zwecke wollte er sein Land, das sich noch im Zustande asiatischer Barbarei befand, nach dem Muster eines Kultur st aates umgestalten und ihm durch die Gewinnung des Schwarzen und Baltischen Meeres eine ein-Jiitr-eiche Stellung im Rate der Völker Europas verschaffen. Zur Erreichung dieses Zieles verbesserte er das Heer, schuf eine Flotte, entri den Trken die Stadt Asow an der Mndung des Don und erhielt so den Schlssel zum Schwarzen Meere. Er schickte junge Russen zu ihrer Aus-bildung nach Deutschland, Holland und Italien, zog europische Offiziere, Gelehrte, Knstler und Handwerker ins Land, fhrte europische Kleidung und Sitten ein und errichtete hhere und niedere Lehranstalten. Weil ihm bei diesen Neurungen die Geistlichen hindernd in den Weg traten, machte er sich selber zum Oberhaupte der russisch-griechischen Kirche.
Um die abendlndischen Einrichtungen mit eigenen Augen zu sehen, unternahm Peter eine Reise durch Preußen, Hannover und Holland. Fr alles zeigte er ein lebhaftes Interesse, berall besuchte er die Werksttten und Zimmerpltze, und in Zaandani bei Amsterdam soll er als gewhnlicher Zimmermann unter dem Namen Peter Baas auf einer Schiffswerft gearbeitet haben. Amsterdam mit seinem lebhaften Handel, seinen Schiffen und Schleusen, seinen Soldaten und Maschinen war ihm eine ganz neue Welt. Von Amsterdam reiste er nach England, wo besonders das englische Seewesen seine Aufmerksamkeit und sein Staunen erregte. Tchtige Männer, besonders erfahrene Seeleute, nahm er in seinen Dienst und schickte sie nach Rußland. Dann ging die Reise der Dresden und Wien nach der Heimat zurck, wo auf Anstiften seiner Schwester ein neuer Aufstand ausgebrochen war. Die
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Extrahierte Personennamen: Peter Sophia Sophia Peters Peter Zimmermann Peter_Baas
Extrahierte Ortsnamen: Moskaus Europas Baltischen_Meeres Europas Deutschland Holland Italien Hannover Holland Amsterdam Amsterdam Amsterdam England Dresden Wien
103
hatte er besondere Vorliebe. Den berhmten dnischen Astronomen Tycho de Brahe zog er an seinen Hos, desgleichen den noch bedeutendern deutschen Astronomen Kepler.
Tycho de Brahe hat einen unheilvollen Einflu aus den Kaiser ausgebt. In jener Zeit beschftigten sich die Sternkundigen zugleich mit der Sterndenterei. Tycho de Brahe wollte in den Sternen gelesen haben, der Kaiser wrde von einem Mnche ermordet werden. Diese Prophezeiung ist zwar nicht in Erfllung gegangen, aber der Glaube daran hat des Kaisers Leben verdstert und seine Regierung zu einer unglcklichen gemacht. Ohnehin neigte er zur Schwermut und war am liebsten allein; spter schlo er sich noch mehr von jedem Verkehr ab, und seine Kammerdiener verschacherten seine Unterschrift. Man dachte daran, ihm einen Nachfolger oder einen Stellvertreter zu geben, der fr ihn die Regierung führen sollte; aber davon wollte er nichts wissen. Nun wurde ihm mit Gewalt die Regierung seiner meisten Erblande genommen, die sein Bruder Matthias bernahm. Die Kaiserwrde be-hielt Rudolf.
Es kam zwischen den Anhngern der beiden Brder zu Kmpfen, die das Leben des Kaisers noch mehr verbitterten.
Der Majesttsbrief. Matthias gewhrte in den Lndern, die er in Besitz genommen hatte, in Osterreich, Ungarn und Mhren, den Unter-tanen volle Religionsfreiheit. Dadurch verzichtete er auf das Recht des Augsburger Religionsfriedens, die Religion seiner Untertanen zu be-stimmen. Rudolf tat das nmliche in Bhmen und Schlesien. Dem bhmischen Volke wurde durch ein Gesetz, das unter dem Namen Majesttsbrief bekannt ist, freie Religionsbung gestattet. Dazu gehrte das Recht der Einrichtung von Betslen. Das Recht, neue Kirchen zu bauen, erhielten nur die Grundherren, Ritter und knig-liehen Städte.
Matthias. Rudolf starb 1612 im Alter von 60 Jahren. Nun folgte ihm sein Bruder Matthias auch in der Kaiserwrde. Dieser regierte bis 1619. Er hatte nicht schn an seinem Bruder gehandelt; es wurde ihm kein Herrscherglck zuteil, weder im Reiche, noch in seinen Erb-landen. Er alterte frh, und ehe er die Augen schlo, war der Dreiig-jhrige Krieg entbrannt.
Abfall der Niederlande von der spanischen Herrschaft.
Karl V. machte bei seiner Abdankung den schweren Fehler, die Nieder-lande, die heutigen Knigreiche Belgien und Holland, seinem Sohne Philipp und damit der Krone Spanien zu geben. Nach ihrer Lage und Geschichte, nach Sprache und der Eigenart des Volkes muten sie dem Deutschen Reiche zufallen. So sind sie diesem verloren gegangen, und Spanien konnte sie nicht behaupten.
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Extrahierte Personennamen: Matthias Rudolf Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias Rudolf Rudolf Matthias Karl_V. Karl_V. Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Osterreich Ungarn Schlesien Niederlande Belgien Holland Spanien Spanien
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
258 Neue Geschichte.
sein italienisches Gebiet, dem Großherzog von Toskana all' sein Land weg; und die mißhandelten Völker mußten die übertriebensten (Kontributionen bezahlen. So entstand eine neue (Koalition zwischen England, Rußland, Oesterreich und der Türkei, während Napoleon in Aegypten war. In Rastatt saßen noch übermüthige französische Ge« sandte, denen man endlich Deutschland innerhalb 24 Stunden zu verlassen gebot. Sie giengen, wurden aber gleich von österreichischen Husareu überfallen, und zwei derselben ermordet. Dieser Gesandtenmord erregte großes Aussehen , wurde aber später nicht weiter beachtet. Ströme von Blut flößen jetzt wieder in Deutschland und Italien. Doch waren die Verbündeten, vom jungen Erzherzog Karl und dem Rnssen Snwarow geführt, meist glücklich, so daß die Lage der Franzosen, die namentlich Italien fast ganz verloren, sehr mißlich wurde. Allein der russische Kaiser Paul (1796—1801) fühlte sich bald durch seine Alliirten gekränkt und ließ seine Truppen zurückrufen.
In dieser Zeit, da sich die Machthaber in Paris um allen Kredit gebracht hatten, kam Napoleon nach Frankreich zurück. Von der Armee angebetet konnte er jetzt Vieles wagen. Er gieng mit einer neuen Verfassung um, die ihm eine Hauptrolle ließ; Nov. 1799 mußten die Direktoren abtreten. Der Rath der 500 wurde mit Grenadieren auseinandergetrieben; und der dem General ergebene Theil dieses Rathes erklärte ihn zu einem der drei (Konsuln, die man jetzt haben wollte. Diese vierte, consul arische Verfassung, war schon wieder eine Annäherung zur Monarchie. Bereits riß Napoleon die Zügel der Regierung ganz an sich. Einer seiner Neben* consuln äußerte gegen seine Freunde: „Meine Herren, wir haben einen Herrn! Napoleon will Alles machen, weiß Alles und kann Alles; es ist besser, wir unterwerfen uns, da Spaltungen nur Schaden bringen." Vorzüglich nahm er jetzt den Krieg in die Hände. Der geschickte General Moreau setzte mit 140,000 Mann auf drei Punkten über den Rhein, drängte überall die Oesterreicher
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Karl Karl Napoleon Napoleon Napoleon Moreau
Extrahierte Ortsnamen: Toskana England Oesterreich Rastatt Deutschland Deutschland Italien Italien Paris Frankreich Rhein
2h7
Iv. Politische Geographie.
aufgerieben wird. Die Nachbaren haben von dünn und weitläufig
bevölkerten Staaten selten Unterjochung zu befürchten, weil das Zu-
sammenziehen der Streitkräfte aus fernen Gegenden her immer mit
Schwierigkeiten verbunden, auch deren Unterhalt nicht leicht ist.
Eine Ausnahme machen hier Rußland und die asiatischen Nomaden.
§. 1177. Dicht bevölkerte Länder können in kurzer Zeit
eine bedeutende Heeresmacht zusammenziehen und ihr Gebiet leicht
vertheidigen; sie können außerdem streitbare Mannschaft anderen
Völkern zu Hülfe schicken, oder dieselbe zum Angriffe verwenden.
Daher werden sie oftmals in Kriege verwickelt, z. 33. Großbritan-
nien, Frankreich und andere.
8. 1178. Bei übrigens gleichen Verhältnissen ist ein Volk,
wo Wissenschaft, Kunst, Ackerbau rc., überhaupt die Bildung auf
einer höhern Stufe steht, jedesmal einem andern überlegen, weil
es außer seiner geistigen Überlegenheit auch bessere Waffen, Ammu-
nition, Schiffe 2c. sich zu verschaffen, und sie besser zu gebrauchen
weiß. Auch der Reichthum eines Volkes gehört zu den wesent-
lichen Stützen seiner Macht. Es bängt weit mehr von der Indu-
strie, dem Unternehmungsgeiste und von der Thätigkeit und Ein-
sicht ab, mir der Ackerbau, Manufakturen und Handel betrieben
werden, als von der Fruchtbarkeit und dem natürlichen Reichthume
einer Gegend. Der Zustand, in welchem sich Wissenschaft und Un-
terricht befindet, kommt auch hier eben sowohl in Anschlag, als
der Grad von politischer Freiheit, dessen der Bürger genießt. Das
eigentliche Wesen der Macht eines Staates beruhet daher in der
Anzahl und dem Charakter des Volkes, und steht insgemein in
gleichem Verhältnisse mit dem geistigen Zustande desselben. Spanien
rst trotz seiner fruchtbaren Besitzungen und unerschöpflichen Gold-
und Silbergruben ein armes Land geworden, während die nördlichen
vereinigten Niederlande, die einen großen Theil ihres Bodens erst
durch Fleiß und Beharrlichkeit dem Meere abgewinnen mußten, zu
den reichsten Staaten gehören und lange Zeit eine der bedeutend-
sten Mächte in Europa bildeten.
8- 1179. Der Macht nach zerfallen die Staaten Europa's
in mehre Klassen, in Mächte ersten, zweiten, dritten und vierten
Ranges. Mächte ersten Ranges sind Oesterreich, Frank-
reich, England, Rußland und Preußen. Sie sind präponderi-
rende Mächte, d. h. sie üben einen bedeutenden Einfluß auf die
übrigen Staaten aus. Zu den Mächten zweiten Ranges
rechnet man Schweden, die Niederlande, Belgien, Spanien und
die Türkei, auch wohl Neapel und Portugal; zu denen des drit-
ten Ranges gehören die deutschen Königreiche Baiern, Sachsen,
Würtemberg und Hannover, Dänemark und die Schweiz; doch ist
der Unterschied hier nicht genau bestimmt. Mächte dritten und vier-
ten Ranges, wie Baden, Toscana, der Kirchenstaat rc., sind nicht
im Stande, mit eigenen Kräften den großen Staaten Widerstand
zu leisten, wohl aber vermag ein Staat zweiten Ranges einer prä-
ponderirenden Macht mir Erfolg sich zu widersetzen, z. B. Spanien
den Franzosen.
8. 1180. In Asien besitzt Rußland ein ungeheueres, obwohl
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Spanien Niederlande Europa Oesterreich England Schweden Niederlande Belgien Spanien Neapel Portugal Baiern Sachsen Würtemberg Hannover Dänemark Baden Toscana Spanien Asien
Iii. Kultur-Geographie. 247
nach gewaltsamen Zerrüttungen aller, namentlich unnatürlicher Ver-
hältnisse, immer erst allmälig zurückkehrt.
§. 1028. Italien hat sich in frühern Zeiten um die Wissen-
schaften hoch verdient gemacht und nahm einmal den höchsten
Rang in dieser Hinsicht ein; gegenwärtig aber leistet es, wegen
des unendlich drückend auf ihm lastenden politischen Druckes, ver-
haltnißmäßig nur sehr Geringes, am meisten noch, worauf der Bo-
den selbst hinweist, in den Alterthumswissenschaftem
§. 1029. Oesterreich zeichnet sich besonders in mathemati-
schen und Naturwissenschaften, sodann in der Arzneikunde Vortheil-
haft aus; in Polen aber ist alles wissenschaftliche Leben, das noch
vor wenigen Jahren in hoher Blüthe stand, durch die Barbarei
und Politik der Russen vernichtet worden; denn die Eroberer glau-
den, um ein schändlich geraubtes Land behaupten zu können, so-
gar der polnischen Sprache und Literatur, weil sie volksthümliche
Gefühle nähren könnte, durch Gewaltmittel das Garaus machen zu
müssen.
§. 1030. Das Moskoviterreich ward vor etwa 100 Jah-
ren durch einen großen Mann, Czar Peter, aus dem Zustande gras-
ser Barbarei befreit, und seitdem ist theilweise unter das Volk
einige Civilisation gekommen. In wissenschaftlicher Hinsicht ver-
dankt Rußland fast Alles den Deutschen, doch haben sich bereits
einige Nationalrussen ausgezeichnet.
§. 1031. Norwegen hat, weil die Bearbeitung des rauhen
Bodens und die Sorge für das Materielle wohl fast alle Kräfte
ausschließlich in Anspruch nimmt, ferner weil die Lage ziemlich ab-
gesondert ist, in wissenschaftlicher Hinsicht, wenn auch eine ehren-
volle, doch nicht besonders ausgezeichnete Stelle, was mit dem klei-
nen Dänemark allerdings der Fall ist, und theilweise auch mit
Schweden und den Niederlanden, weniger mit Belgien.
8- 1032. In Allem, was Wissenschaft heißt, nimmt auf Er-
den unser deutsches Land die erste Stufe ein; kein anderes kann
sich in Hinsicht der Tüchtigkeit und Anzahl der Gelehrten mit ihm
messen; Großbritannien und Frankreich, die zunächst fol-
gen, stehen im Allgemeinen bei weitem zurück, mit Ausnahme be-
sonderer Wissenschaften, der Nautik z. B., auf welche ein vorzugs-
weise Seehandel treibendes Volk natürlich mehr Fleiß verwenden
muß, als ein zum großen Theile binnenländisches. Auch giebt den
beiden letzter» in mannichfacher Hinsicht die bei ihnen vorhandene
Preßfreiheit ein gewisses Uebergewicht.
§. 1033. Die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika
haben, wenn man-bedenkt, daß sie ein neues Land sind, in wel-
chem billig die materiellen Bedürfnisse den ersten Anspruch auf Be-
friedigung haben, bereits riesenhafte Fortschritte in den Wissenschaf-
ten gemacht; überall sind Bibliotheken und höhere Lehranstalten
gegründet worden. Auch in wissenschaftlicher Schriststellerei haben
sie während der letzten Jahre viel.tüchtiges producirt, namentlich
in politischer, historischer und schönwissenschastlicher Hinsicht.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Peter Rußland
Extrahierte Ortsnamen: Italien Oesterreich Polen Schweden Niederlanden Belgien Frankreich Nord-Amerika
u e b e r s i ch t.
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Einfälle der Normäimer und Ungarn von aussen suchen die Herrscher-
Familien ihre Throne zu sichern, und werden bald mehr, bald weniger
abhängig von der päbstlichen Macht.
3. Dritte Periode, von 1096 bis 1517 n. Ch. G., zu
der Reformation.
Zeitalter der K r e u z z ü g e u n d der wichtigsten
Entdeckungen. Ritterthum, Dichtkunst. Buchdruckerkunst.
Amerika. Sinken der päbstlichen Macht, — Concile. Türken.
* Schwärmerische Frömmigkeit und ritterlicher Thatendrang auf der
einen, Eitelkeit, Gewinn - und Herrschsucht auf der andern Seite führen
zu den Kreuzzügen ins Morgenland, welche unberechenbare Folgen für
die geistige und physische Cultur zweier Welttheile Hervorrufen, während
die päbstliche Macht sich in ihren glänzenden Erwartungen getäuscht sieht,
und die freie Entwickelung des Geistes, besonders nach der Eroberung
Konstantinopels durch die Türken, alle hemmende Schranken durchbricht.
C. Neuere Geschichte,
von 1517 bis 1815 n. Ch. G., dem zweiten Pariser Frieden.
1. Erste Periode, von 1517 bis 1648, zu dem westphä-
lischen Frieden.
Zeitalter der Reformation, — Luther. Schm al-
kaldischer Krieg. Karl V. Franz I. Soliman Ii. Dreißig-
jähriger Krieg. Gustav Adolph. Wallenstein.
* Das Habsburg - österreichische Hans behauptet seine Größe gegen
Frankreich wie gegen die Türken; und die Reformation führt nach lang
dauernden, blutigen Kämpfen, worin Schweden und Frankreich im
Uebergewicht erscheinen, endlich eine Ausgleichung der Parteien herbei,
die wenigstens in Deutschland immer festeren Bestand gewinnt.
2. Zweite Periode, von 1648 bis 1701, zu dem spani-
schen Erbfolgekrieg.
Französisches Zeitalter.
* Ludwig Xiv., durch die ihm von allen Seiten günstigen Umstände
verlockt, strebt eitel und eroberungssüchtig, alle Schranken des Rechts
mit Füßen tretend, nach einer europäischen Universalmonarchic. Die
Niederlande, Spanien, Deutschland, Dänemark und die Ranbstaaten
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein]]
TM Hauptwörter (200): [T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Personennamen: Concile C. Karl_V. Franz_I. Soliman_Ii Gustav_Adolph Gustav Hans Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv.
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Amerika Morgenland Habsburg Frankreich Frankreich Deutschland Niederlande Spanien Deutschland